Lichtgestaltung

Licht darf nicht durch Auffälligkeit, Hässlichkeit und Unfunktionalität wie Blenden, Flimmern oder Reflektieren, stören. Auch darf durch Licht der Biorhythmus nicht gestört werden. Für das Wohlbefinden muss der Mensch den Blickkontakt zur Außenwelt haben, um so Tageszeit, Jahreszeiten und Wetter wahrzunehmen. Der Erhalt der täglich notwendigen Dosis an Sonnenlicht für das Wohlbefinden und die Gesundheit muss ermöglicht werden. Kunstlicht darf Kein Ersatz für schlechtes Tageslicht sein, es soll das Tageslicht nur unterstützen. In der Nacht erwartet man ein anderes Kunstlicht als am Tage. Nachts sollte es beruhigend, entspannend und erholend sein. Das Kunstlicht muss zusammen mit der Ausstattung des Raumes die geeignete Atmosphäre, festlich, intim, beruhigend, in Abhängigkeit von Funktion, Tätigkeit und Stimmung schaffen (siehe auch Kapitel, Human Centric Lighting).

Atmosphäre wird geschaffen durch die Möglichkeit der Blickverbindung nach außen – auch nachts.

Helligkeitsverteilung und Zonierung eines Raumes mittels Licht wie auch Licht- und Farbverläufe tragen die Atmosphäre des Raumes. Und nicht zu vergessen: das Design der Leuchte und ihre Integration in den Raum.

Licht soll nicht nur die physische, sondern auch die gesellschaftliche und Kulturelle Orientierung und Bestimmung des Standortes in Raum und Zeit ermöglichen – auch in Bezug auf Geschichte und Tradition.

Licht ist integraler Bestandteil der Architektur und Innenarchitektur. Schon während der Planung muss Licht einbezogen werden. Licht soll die Intention des Raumes unterstützen und nicht nur eigenständig wirken. Licht soll Stimmung und Atmosphäre, individuell anpassbar an die jeweiligen Ansprüche an den Raum und die Situation   erzeugen. Licht sollte mehr sein als nur Helligkeit. Licht muss eine Aussage und eine Botschaft vermitteln, einen
eigenen Ausdruck haben.

Die Qualität von Licht misst sich zunächst an der Qualität des natürlichen Lichts. Es wird also immer erst die Tageslichtqualität eines Raumes, mit Berücksichtigung auf seine Nutzung, geographische Lage und die  Gesellschaft, in der der Nutzer aufwuchs, bewertet.

Für die Lichtqualitäten eines Raumes sind besonders folgende Fragen wichtig:

  • Wie wird der Raum belichtet, hat er Tages- oder Kunstlicht?

  • Wie verteilt sich das Licht über Wände, Decken und  Fußböden?

  • Hat der Raum Zonen, die mittels Lichtinseln besonders hervorgehoben werden sollten?

  • Wo sind Lichtmuster im Raum?

  • Wie verlaufen Licht und Schatten im Raum?

  • Wie wird die Atmosphäre durch Licht, Farben und Materialien beeinflusst?

Unterschiedliche Helligkeiten eines Raumes beeinflussen sehr stark seine dimensionale Wahrnehmung. Helle Decken und Wände erweitern den Raum, wohingegen ein heller Fußboden den Raum niedrig erscheinen lässt. Helligkeit vermittelt außerdem Öffnungen, der Raum erscheint so transparent und offen. Lichtzonen teilen einen Raum und geben ihm Spannung durch Abgrenzung und Hervorhebung.

Einen Eindruck von Sonnenlicht bekommt man durch Lichtmuster im Raum. Damit verbindet sich eine angenehme Erfahrung, denn besonders in unseren Breitengraden gibt es Jahreszeiten, in denen wir immer hungriger nach Sonne werden. Eine entsprechende Wirkung hat dieses Licht auf die Stimmung.

Die Bedeutung von Farben ist durch unsere Erfahrung mit dem Ambiente gegeben. Farben haben eine Kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung und bilden deshalb in der Architektur ein spezielles Thema. Farben haben sogar eine größere emotionale Wirkung als die Helligkeit, üben aber auch einen hohen Reiz auf den Betrachter aus.

Die Bemessung des Lichts muss sich nach den Tätigkeitsanforderungen und den Erwartungen des Nutzers richten. Die qualitativen Anforderungen an Licht und Ambiente (human needs) Können im Wesentlichen als kulturunabhängig bezeichnet werden, jedoch ist die Quantität des Lichts sehr stark Kulturabhängig. Wenn man die skandinavischen Länder oder die mediterranen Länder betrachtet, so haben sie aufgrund der Klimatischen Verhältnisse und ihrer geographischen Lage unterschiedliche Bedürfnisse an das Licht. Es müssen bei der Lichtplanung immer die Kulturund persönlichkeitsabhängigen Merkmale berücksichtigt werden. Deshalb sollten für jeden Kulturkreis spezielle Kriterien für gutes Licht angewendet werden.