Bürgerliche Architektur

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Wie so häufig in der Baukunst löst nun die Rückbesinnung auf schlichtere, einfachere Formen, wie die der Klassischen Antike oder der Renaissance, die geschwungenen Formen und reichen Ornamente des Barock ab.  Der verringerte Einfluss der Kirche auf die Herrscher ließ nun hauptsächlich Profanbauten wie Schlösser, Villen und Akademien entstehen.

Mit der industriellen Revolution in der Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Zeit der bürgerlichen Architektur.

Die Produktions- und Arbeitsprozesse in den Industriehallen wirkten sich mehr und mehr auf die Architektur der Gebäude aus. Das reichlich verfügbare Gaslicht, das bei der Verkokung der Kohle entstand, ermöglichte neue Gebäudeformen, die sich nicht am Tageslicht orientieren mussten (Abbildung). Als dann auch noch mit  der Entwicklung der Elektrizität die Energie immer leichter verfügbar und mit der Glühlampe die Brandgefahr erheblich gemindert wurde, stand dem Siegeszug des Kunstlichts nichts mehr im Wege.

Auf der Weltausstellung 1900 in Paris wurde zum ersten Mal in Europa das elektrische Licht als Architekturbeleuchtung am Palais d’Electricité in Szene gesetzt. Erstmals wurde mittels elektrischer Beleuchtung ein Gebäude selbst zur Licht- und Farbquelle. In der expressionistischen Architektur begann Kunstlicht ein wichtiger Faktor zu werden.

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1919 wurde das Bauhaus gegründet. Namhafte Künstler und Architekten Kamen hier zusammen, um Gebrauchsdesign und Gestaltung neu zu definieren. Viele unserer heutigen Gebrauchsgegenstände haben ihren Ursprung in dieser Schule und viele Leuchten-Entwürfe sind mit Bauhausmitgliedern wie Wagenfeld (Abbildung) und Gropius verbunden.

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Nach dem 2. Weltkrieg forderte der Wiederaufbau des fast gänzlich zerstörten Deutschlands neue Ideen für die Stadtentwicklung wie auch neue Technologien für das Bauen. Stahl und Glas waren die vorherrschenden Materialien. Sie ermöglichten ein immer reduzierteres, transparenteres Bauen. Die neue Nationalgalerie in Berlin von Mies van der Rohe ist ein Beispiel dafür (Abbildung).

Die Verwendung von Tageslicht in Gebäuden in den 60er, 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts war nicht gebräuchlich. Eher im Gegenteil, es wurde so gebaut, dass die Innenraumbeleuchtung immer mehr vom Kunstlicht getragen werden musste und der Mensch immer stärker vom Tageslicht abgekoppelt wurde. Gebäude mit geringen oder sogar Keinen Tageslichtöffnungen wurden gebaut.

Tageslicht ist essentiell für die physische und psychische Gesundheit des Menschen notwendig. Qualitätsvolle Lichtgestaltung ist unumgänglich.